Clash

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Samstag, 13. März 2010

Gemütlich sitze ich auf dem Boden einer schäbigen S-Bahn Linie, es geht von Frankfurt aus nach Hause. Ich sitze dort und Lausche den Klängen meiner Musik, blende all die zerfurchten und entkräftenden Gesichter der Fahrgäste aus und habe das umwerfende Panorama von Frankfurt bei Nacht im Kopf. Ein traumhafter Anblick wie sich hunderte Lichter der unterschiedlichsten Farben ein stummes Konzert liefern, ich sollte öfters einfach mal nur abends Zug fahren um solch ein Anblick genießen zu können. Man kommt ins Schwärmen, will den Moment am liebsten mit jemandem Teilen und schweigend an der Skyline vorbeirauschen. Im Bahnhof angekommen ist der kurze Moment Romantik verflogen, man steigt aus und wird in den wilden Trubel der Realität geworfen. Ich denke es ist überall gleich aber nur an einigen wenigen schätze ich diese Atmosphäre. Dieses Gefühl von Anziehung und Widerwillen, man schlängelt sich durch die Massen unterschiedlichster Menschen, vom reichen Snob bis zum Bettelarmen Aidskranken ist alles dabei und alle sind sie für einen gleich. Menschen die es am heutigen Tage auch an diesen Bahnhof verschlagen hat, das ist ihre Gemeinsamkeit mit mir und nur das zählt in diesem Augenblick, man blendet die Welt um sich herum aus und versucht sich alle Gesichter einzuprägen, ihre Geschichten zu verschlingen und zu ergründen was sich hinter ihren Maske verbirgt. Man geht weiter und bemerkt vielleicht die vielen Geschäfte die sich Mutig den täglichen Kampf eines Bahnhofgetümmels stellen, wie sich dutzenden Passanten einer Flut gleich in die Geschäfte quetschen. Nur schnelle Ware wird geboten, Fastfood in Hülle und Fülle reiht sich aneinander wie in Kleinstädten die Handyläden. Wir sind die Freier der unzähligen Kalorien die sich wie billige Schlampen nehmen lassen. Ich gehe weiter und erhasche einen Blick auf eine Bücherei oder nein, man sollte ein solch edles Wort nicht an einem Ort wie diesem verwenden. Es war eine hell erleuchtete Buchhandlung die in mir einen empfindlichen Brechreiz auslöste. Die leuchtende Reklame in sattem Weiß und roten Lettern zählten in Deutsch sämtliche Angebote auf, nur bei dem Wort Bücher kam man wohl auf die Idee ein wenig ins Englische zu rutschen: „Books“ strahlte als letztes Wort der Kette durch den Bahnhof und ließ mich einen kurzen Moment innehalten. Reagierten Menschen nicht mehr auf das Wort „Bücher“? sollten sie sich von einem etwas kürzeren Wort eher angezogen fühlen? Leider blieb mir keine Zeit meinen von Fragen getränkten Blick noch ein wenig gegen die Reklame zu werfen. Denn selbst wenn auf der ganzen Welt jemals Frieden Herrscht, so würde in Bahnhöfen stets ein stummer Krieg herrschen und das immer nach dem Motto: „wer zu spät kommt…“. Es geht die Rolltreppe hinunter, Plakate zieren die Wände und Wandgemälde preisen die Messestadt als etwas besseres an, als etwas das die Welt voranbringt, als der Messias der Welt vielleicht? Ich erreiche die zwischen Etage, es sind nun nur noch wenige Schritte und ein weiterer Abstieg auf den stählernen Treppen die das laufen lernten. Unten angekommen ist man in einer etwas anderen Welt, ein Gewölbe aus Stahl und Beton bewahrt die Konstruktion davor in sich zusammenzubrechen und uns alle zu beerdigen. Kaugummis kleben am Boden und Müll flattert wild umher. Die Menschen stehen alle für sich allein, Paare unterhalten sich, manch einer liest und andere so wie ich lauschen der Musik ihrer Kopfhörer. Man will sich nicht unterhalten, man will seine Ruhe. Ich denke an Zuhause, was ich zuerst tun werde und lasse es im Rausch der einfahrenden S-Bahn in meinem Bewusstsein untertauchen. Ich steige ein.

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2010.03.13, 12:38
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